Du fragst Dich, was Yin Yoga eigentlich ist und wofür es gut sein soll? Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, was Yin Yoga für mich bedeutet:
Yin Yoga ist ein sanfter Yogastil, der für alle geeignet ist. Egal, ob Du zum ersten Mal übst oder schon seit vielen Jahren praktizierst, Yin Yoga ist für jede/n von uns eine Bereicherung und wertvolle Ergänzung. Im Yin Yoga üben wir ganz ohne Muskelkraft, denn wir möchten die tiefen Muskelschichten, Faszien und Meridiane (Energiebahnen) erreichen. Dafür nehmen wir uns viel Zeit, verweilen mehrere Minuten in den Asanas, erlauben uns schwer zu werden und tief einzutauchen - bei uns selbst.
Auch im Yin Yoga gilt: Man kann es nicht beschreiben, man muss es erleben. Für jede/n fühlt es sich anders an. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass mich die Yin Yoga-Praxis in eine tiefe Ruhe und Entspannung bringt, aber auch - je nach Stundenschwerpunkt - energetisierend sein kann. Vor allem aber bringt mich Yin Yoga in eine tiefe Verbindung mit mir selbst.
Yin Yoga orientiert sich an der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), deshalb sprechen wir hier von Qi/Chi (im traditionellen Yoga vergleichbar mit Prana) und Meridianen (vgl. Nadis). Durch das Erreichen der tiefen Gewebeschichten und Faszien stimulieren wir die Meridiane (Energiebahnen) und somit den Qi-Fluss. Dieser Energiefluss steht mit dem zugehörigen Organ in Verbindung, welches ebenfalls durch die Stimulierung und das gleichmäßige Fließen des Qi wieder in Balance kommen kann. Mit den Organen und zugehörigen Meridianen werden physische, mentale und emotionale Eigenschaften in Verbindung gebracht.
Für mich ist beim Yin Yoga einer der wichtigsten Aspekte, dass wir herauskommen aus dem aktiven Tun und wieder mehr in die Ruhe hinein und somit auch in die Verbindung mit uns selbst. Wir alle sind sehr stark in unserem Alltag eingebunden, nach Feierabend schnüren wir auch ganz gerne mal die Laufschuhe um uns den Kopf freizulaufen oder üben energetisch forderndes Vinyasa Yoga. Das alles ist pures Yang und unser Sympathikus ist auch in der vermeintlichen Entspannung immer aktiv. Selbstverständlich ist es wichtig, dass wir unseren Körper fit halten und kräftigen sowie unser Herz-Kreislauf-System (heraus)fordern. Jedoch kommt der Ausgleich - das Yin - sehr oft viel zu kurz. Der Parasympathikus, der für die Entspannung zuständig ist kommt in unserem hektischen Zeitalter, in dem es vor allem um Leistung geht, nur selten zum Zug.
Eine regelmäßige Yin Yoga-Praxis kann hier einen wunderbaren Ausgleich schaffen. Sie unterstützt uns beim Übergang von der Aktivität in die Passivität. Wir haben die Möglichkeit unseren Körper zu spüren und darüber in die Ruhe und Stille einzutauchen. Yin Yoga ist eine eher meditative Praxis, die Dir vielleicht sogar den Übergang zur Meditation erleichtern kann.
Ob Du Deinen Faszien etwas Gutes tun oder die Bewegungen Deines Geistes beobachten möchtest, ob Du Deinen Qi-Fluss anregen möchtest und Dir einfach mehr Ruhe wünschst, Dir aber das Meditieren noch schwer fällt - komm' zum Yin Yoga und spüre selbst was es mit Dir macht... Am schönsten ist es doch, eigene Erfahrungen zu machen.
Meine liebe Freundin (und wunderbare Yogalehrerin) Steffi Krieger hat vor Kurzem zu mir gesagt: "Sich auf sich einlassen und Yin Yoga zu praktizieren ist mutig." - Ich habe kurz innegehalten und stimme ihr zu. Im Yin Yoga braucht es den Mut hinzuschauen und es mit sich selbst auszuhalten. Yin Yoga gibt Dir Zeit. Für Deinen Körper. Für Deine Atmung. Für Dich und alles was gesehen und gehört werden möchte. Yin Yoga ist (für mich) Yoga in seiner feinsten und einfühlsamsten Form.
Alles Liebe & om shanti,
Nadine
PS: Offene Yin Stunden unterrichte ich regelmäßig im Yogastudio Heike Behl und in der YogaManufaktur Würzburg. Mehr darüber findest Du unter Aktuelles und direkt auf den Websites der Studios. Ich freue mich auf Dich!